Der Zweitgeborene unserer Familie war in seiner Entwicklung verzögert. Als Kind war er sehr schlank und immer an der Grenze zum Untergewicht.
Ein Freund der Familie wusste von meiner Fehlgeburt, welche ich nach der Geburt meines ersten Sohnes erlitt. Er machte mich darauf aufmerksam, dass für Christen das Leben eines Menschen bei der Empfängnis (bei Verschmelzen der Ei- und Samenzelle) entsteht. Gott haucht in diesem Moment dem biologischen Lebewesen seinen Odem ein. Der Apostel Paulus spricht vom Tempel des Heiligen Geist, der im Menschen angelegt wird.
Somit sei auch der noch sehr früh abgestorbene Fötus eine Mensch, in dem alle biologischen vorgeburtlichen Entwicklungsprozesse wuchsen und Gottes Geist lebt.
Er gab mir den Rat, dem Kind einen Namen zu geben, denn es lebt ja in der Ewigkeit, genau wie unsere Verstorbenen. Als Mutter hätte ich auch das Recht, dieses nie auf unserer Welt gelebte Kind zu taufen und einen Gottesdienst für dieses Kind aufzuopfern.
Es dauerte eine Weile, bis ich diese verinnerlichen konnte. Ich nahm zuerst dieses Kind als mein zweites Kind an. Es fiel mir nicht leicht, mir vorzustellen, dass es im Himmel lebt und uns allen vorausgegangen ist. Je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr stellte sich in mir ein Friede ein.
Ich sprach mit meinem Mann und meinen anderen Kindern. Nach allgemeinem Zögern, kam ein nicht beschreibbarer Frieden in unsere Familie.
Unser drittes Kind entwickelte sich. Er beendete die Realschule, erwarb sein Fachabitur und studiert.